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Der Pfarrsprengel der Kirchengemeinden Neuengamme, Curslack und Kirchwerder

Der Neue im Pfarrsprengel

Seit November 2022 gehört Pastor Gregor Brysch zum Pfarrsprengel „Kirche in Vierlanden.“ Er wurde 1986 in Göttingen geboren.  In diesem Gespräch wollen wir ihn ein bisschen kennen lernen:  

Redaktion: Gregor, du kommst ja eigentlich aus einer Arztfamilie. Warum hast du Theologie studiert?

Gregor: Ich war in einer kirchlichen Theatergruppe. Da hatte ich einen tollen Diakon, der die geleitet hat. Und der hat auch Gottesdienste gestaltet. Da haben wir dann mal die Lesung gemacht. Und das hat mich inspiriert. Auch in seinen Predigten hat er in so klaren, einfachen Worten gesprochen, die aber irgendwie immer so eine schöne Tiefe hatten. Das hat mich geprägt. Dann habe ich aber noch einen kleinen Bogen gemacht und vergleichende Religionswissenschaft und Pädagogik studiert.
Bei einem mir bekannten Gefängnis-Pastor habe ich zudem ein Praktikum im Strafvollzug gemacht. Und er hat am ersten Tag gesagt: Du machst einen Gottesdienst. Also hab ich den vorbereitet. Und das war ein ganz besonderer Moment. Die Gefangenen hat es irgendwie auch berührt. Und ich weiß noch, dass einer vor mir stand und sagte: Ich kann mit Glauben jetzt nicht so viel anfangen. Aber ich komme ja gern in die Gottesdienste. Und so, wie du das heute gemacht hast: „Ich finde das gut, also mach das.“ Und dann habe ich Theologie in Berlin studiert.

Red: Das heißt also, ein Häftling hat dir eigentlich gesagt, was das Richtige für dich ist?

Gregor: Ja. So kann man es sagen.

Red: Letztlich hast du da ja so eine ganz besondere Gemeinschaft kennen gelernt. Was bedeutet dir das? Kirchliche Gemeinschaft?

Gregor: Mit dieser Theatergruppe habe ich eine Gemeinschaft kennen gelernt, die einen ein Leben lang begleitet. Und die Kirche ist im besten Fall ein Ort, wo es um die Seele des Menschen geht.

Und das ist etwas, was mich sehr beschäftigt: Wie können wir als Kirche diesen Raum schaffen, dass Menschen „zur Ruhe kommen“ können?  Für manche Leute wird es ja noch im Sonntagsgottesdienst erfahrbar um 10:00 Uhr morgens. Aber für viele eben auch nicht. Und da ist eine Frage, die Kirche sich stellen kann: Was können wir denn da machen? Was bedeutet uns dieser Auftrag, den Jesus uns gegeben hat, für das Reich Gottes in der Welt einzustehen? Und zwar gerade bei den Leuten, die am Rande der Gesellschaft sind oder ganz raus sind? Und das bei schrumpfenden Mitgliederzahlen und weniger Personal und den ganzen Struktur-Debatten, die wir führen müssen?

Red: Siehst du es als Herausforderung, als Chance oder auch als Drohszenario, wie es um die Kirche bestellt ist?

Gregor: Als ich Theologie studiert habe, habe ich gesagt: Okay, dann gehe ich halt auf das sinkende Schiff. Ich glaube aber, dass Kirche für den Glauben und für die Botschaft von Jesus nicht entscheidend ist. Also: Lasst uns doch mal Sachen verändern. Und vielleicht auch andere Formen finden. Ich sag jetzt vielleicht in jugendlichem Übermut: Ich hab da eigentlich Bock drauf.

Red: Kirche muss sich also immer wieder reformieren?

Gregor: Ja. Kirche muss sich verändern und es gibt ja auch schon Veränderungen. Wir sind ja viel liberaler, als wir es mal waren, also die evangelische deutsche Kirche. Ich glaube aber, der Bruch wird jetzt wirklich härter. Die Strukturdebatten, die, vermute ich, werden uns die nächsten 20 Jahre begleiten.

Red: Wenn du die drei Kirchengemeinden Neuengamme, Curslack und Kirchwerder anschaust, wie hast du die wahrgenommen?

Gregor: Es war wirklich ein kleiner Kirchenbank-Schock. Ich komme jetzt gerade aus einer Kirche, die in der Nachkriegszeit gebaut wurde. Also das war so eine, in der wir im Halbrund mit der Gemeinde zusammen sitzen.
Das zweite, was ich gedacht habe war: Oh schön, Kerzen! Weil es ja diese Leuchter mit den Kerzen gibt. Das fand ich total schön.

Red: Es ist ja für die Leser:innen immer interessant, was da eigentlich für ein Mensch mir gegenübersitzt. Deswegen jetzt meine Frage: Was ist dein Lieblingsessen?

Gregor: Wenn es ginge, würde ich mir wünschen, dass meine Großmutter mir noch einmal Hühnerfrikassee kocht. Das geht leider nicht, da sie nicht mehr lebt. Aber das wäre schön. Das ist dann wahrscheinlich auch eine Form von Liebe, die durch den Menschen geht, die mir mit auf den Weg gegeben wurde.

Red: Vielen Dank für das Gespräch (Für die Redaktion: Thorsten Neumann)

Kontakt Gregor Brysch:
0171 83 99 455
Pastor.brysch@st-severini.de